Meie, dîn liehter schîn

Der Mai war schon um 1200 eine Inspiration für die Künste! Zur Feier des Monats hier zwei Klanginterpretationen von Neidhart von Reuentals Mai-Liedern – von Liebesfreuden und -leiden:

„Maie, dein lichter Schein und die kleinen Vögelein:
Voller Freuden ist ihr Schrein – sie soll’n uns willkommen sein!
Meine Freud‘ jedoch ist klein, ich bin am Leben krank.
Jeden Tag ist meine Klag, daß ich der nicht wohlbehag,
von der ich nur Gutes sag, deren Bild im Herz ich trag.
Bin so weit, daß ich verzage, weil mir nie gelang,
was doch so vielen anderen im Minnedienst gelungen,
die nach höfisch Sitt‘ und Brauch um Weibes Gunst gerungen,
doch ich hab ihr umsonst gedient, gedienet und gesungen.


Minnespiel gebietet, dass wir uns mit Blicken winken.
Dann können Mann und Weib gemeinsam von der Liebe trinken.

Und noch etwas dramatischer, klanglich dem Original vielleicht näher:

„Maienzeit schenkt neidlos gerne Freuden und derer viel,
ihre Rückkehr lässt uns alle wieder hoffen.
Auf der Wiese sieht man wieder prächtig blühend
leuchtend-helle Blümlein neben gelben stehen.
Schön sind sie durch das Gras gedrungen.Und der Wald ertönt in unzähligen Stimmen.So dass er nie schöner besungen worden war.“

Die ganze Geschichte von Frühling, Liebe, Krieg und Wüstlingen in Original und modernem Deutsch lässt sich hier lesen – und vor allem hier in schön hören: